Stellt die Corona-Krise eine Chance für die Umwelt dar?
Aktuell gibt es nur noch ein Thema: Corona. Das Virus beeinflusst die ganze Welt und stellt uns alle vor neue Herausforderungen. Trotz aller negativen Berichte wird zunehmend auch versucht positive Aspekte in dieser Krise herauszustellen – dabei kommt immer wieder das Thema der Umweltschonung auf, aber stimmt dies auch?
Das an der Corona-Pandemie wenig Positives zu finden ist, ist unbestreitbar. Denn das Virus lässt uns alle den Atem anhalten. Das Leben wie wir es kennen, ist derzeit nicht mehr möglich und uns erreichen eine Menge erschreckender Nachrichten. In diese Berichterstattungen mischen sich in diesen Tagen aber auch immer mal wieder Meldungen über die positiven Auswirkungen für die Umwelt:
Die NASA zeigte Satelliten-Bilder, auf denen eine geringere Stickstoffdioxid-Belastung in der Luft über China zu erkennen ist. Ähnliche Aufnahmen gibt es mittlerweile auch zu Italien. Dies ist aufgrund der eingeschränkten industriellen Aktivität nicht schwer zu erklären. Auch der unterbundene Tourismus trägt seinen Teil zur Verbesserung der Luft bei. Somit ist beispielsweise das Verkehrsaufkommen deutlich geringer, aber auch abgesagte Urlaubsflüge und Kreuzfahrtschiffreisen kommen der Umwelt definitiv zu Gute.
Nicht nur Kreuzfahrtschiffe fahren nicht mehr, auch der sonstige Seeverkehr ist allgemein eingeschränkt. Dies sorgt für klareres Wasser in den Hafenregionen. Aus dem Calgari Hafen in Italien erreichen uns Bilder, die wieder Delfine in der Hafenregion zeigen. Auch in Venedig können die Anwohner im klaren Wasser Fischschwärme beobachten. Tolle Bilder – die uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Die Natur kann wieder aufatmen.
Bei diesen Nachrichten scheint Corona für die Umwelt ja auch eine Chance zu bieten. Jedoch täuscht leider dieser erste Eindruck. Klares Wasser spricht zum Beispiel nicht gleich für eine bessere Wasserqualität, sondern erstmal nur für eine geringere Aufwühlung des Meeres durch weniger Schiffe. Die bessere Luftqualität scheint zudem nur eine Momentaufnahme zu sein. Viele befürchten nach der Corona-Krise einen starken Anstieg der Umweltbelastung. Dies liegt zum einen daran, dass das Thema ‚Nachhaltigkeit‘ derzeit verständlicherweise in den Hintergrund gerückt ist, aber auch an den fehlenden Geldern für nachhaltige Entwicklungen und Innovationen in Zeiten der Rezession. Es wird vermutlich versucht werden, die wirtschaftlichen Einbußen schnellstmöglich auszugleichen. Ist da genug Platz für den Umweltschutz?
Diese Frage lässt sich voraussichtlich erst später beantworten. Es bleibt abzuwarten, ob die Wirtschaft aus diesen Entwicklungen und Bildern etwas für den zukünftigen Umweltschutz lernt.
Zum Schluss möchten wir noch einige weitere Bilder aus der Tierwelt zu Corona-Zeiten aufgreifen. Neben Bildern von den Delfinen und Fischen im klaren Wasser, stellen die menschenleeren Städte und Parks für einige Tierarten eine Herausforderung dar. Sie finden aktuell wenig Lebensmittelreste, von denen sie sich ernähren können. So erschrecken uns Bilder von abgemagerten Tauben. Aber auch Affen in Thailand, die normalerweise von Touristen gefüttert werden, fehlt es an Nahrung. Corona ist also nicht per se positiv für Umwelt und Tierwelt. Viele Lebewesen haben sich an den geteilten Lebensraum und die Symbiose mit dem Menschen gewöhnt - auch wenn diese Zustände grundsätzlich nicht zu befürworten sind.
Das Virus stellt uns und unsere Umwelt vor Herausforderungen, aber zwingt uns auch vieles zu überdenken und uns mit unserer Lebensweise auseinanderzusetzen. Nicht wegzudiskutieren ist beispielsweise der Ursprung des Virus durch den Verzehr und Handel von Wildtieren und der damit zusammenhängenden Zerstörung ihres Lebensraums. Eine kritische Auseinandersetzung mit unserem Lebensstil ist daher unabdingbar. Wie in jeder Krise steckt daher eventuell auch in dieser Krise eine Chance. Welche Möglichkeiten sich ergeben und ob wir sie nutzen, gilt es nun herauszufinden…