Sportfreunde BS: Interview mit Bastian Pusch
Bastian, warum bist Du bei den Sportfreunden Braunschweig?
Ich bin bei den Sportfreunden Braunschweig, weil hier der Fußball für Menschen mit Behinderung eine Heimat hat.
Wie kam es zu Deiner Behinderung?
Bei mir war`s ein Autounfall, der allerdings schon lange zurückliegt. Andere Mitspieler haben ihre Gliedmaßen durch Krebs oder auch schon durch angeborene Fehlbildungen verloren beziehungsweise nie gehabt.
Trotz Deines Unfalls spielst Du Fußball. Was ist der besondere Reiz am Amputierten-Fußball?
Das ist relativ einfach: Amputierten-Fußball ist, glaube ich, die schnellste Form von Fußball für Menschen mit Behinderung. Wir ersetzen hier unser fehlendes Bein durch normale Unterarmgehstützen und unsere Torhüter sind nur einarmig unterwegs. Durch diese verhältnismäßig geringe Einschränkung, im Vergleich zum Blindenfußball, wo die Einschränkung doch deutlich schwerwiegender sind und auch eine andere Art von Fußball gespielt wird, kann man beim Amputierten-Fußball dem Ball mit relativ wenig Übung hinterherjagen.
Können auch Fußballer teilnehmen, die keine Beeinträchtigung haben?
Jeder Fußballer - aber auch andere Sportler - sind bei uns herzlich willkommen. Amputierten-Fußball ist sehr inklusiv, da Nicht-Amputierte hier einfach eines ihrer vorhandenen Beine markieren und mit diesem den Ball nicht bewegen dürfen. Bei den Torhütern ist es noch einfacher, da diese einfach ihren zweiten Arm unter dem Trikot verstecken. Vermutlich kann man sich das nicht vorstellen, aber selbst im Sprint sind wir amputierten Fußballer nicht deutlich langsamer als unsere zweibeinigen Kontrahenten.
Erzähl uns bitte von den Jugendmannschaften, die es bei den Sportfreunden gibt.
Die Sportfreunde Braunschweig sind von ehemaligen Fußballern, teils Profis, gegründet worden, um über den Sport Menschen mit Behinderungen in die Gesellschaft zu integrieren bzw. ihnen über den Fußball den Spaß am Leben zu vermitteln. Jeden Freitag treffen sich viele Kinder, die in unterschiedlicher Weise behindert bzw. beeinträchtigt sind, um gemeinsam Fußball zu spielen und einfach viel Spaß miteinander zu haben.
Ihr habt mit den Sportfreunden ein Braunschweiger Laufbuch geschrieben. Wie seid Ihr auf die Idee gekommen und was genau ist so besonders an dem Buch?
Soweit ich mich erinnern kann, entstand dieses Laufbuch unter anderem auch dadurch, dass Thomas Pfannkuch und Uwe Kienert in ihrer Profizeit bei Eintracht öfter mal um den Ölper See laufen durften oder in Riddagshausen unterwegs waren. Da die anderen aktiven Sportler, ehemalige Footballer der Lions oder auch Frauenfußballerinnen hier aus der Region, sich alle mit Laufen fithalten, lag es nahe, dass man hier dieses Projekt umsetzt. Das Laufbuch enthält diverse Strecken, sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene, die vor allem aber auch an interessanten Punkten in Braunschweig vorbeikommen. So ist das Buch auch für Touristen oder Neu-Braunschweiger sehr gut geeignet, da es nicht nur sportlich fithält, sondern auch etwas für die Allgemeinbildung unserer Heimat tut.
Im September veranstaltet Ihr ein international besetztes Amputierten-Fußballturnier. Was versprichst Du Dir von diesem Turnier?
Absolut korrekt! Jedes Jahr im Herbst findet der Sport Freunde Cup statt, der ursprünglich mal ein Turnier für Behindertenwerkstätten war. Mittlerweile ist es aber auch um die Fußball-AG, so wie auch den Amputierten-Fußball erweitert. Auf dieser Bühne haben wir dieses Jahr einfach etwas Großes vor: Mit dem englischen Meister Peterborough FC, sowie die Amputierten Fußballmannschaft von Brighton & Hove Albion, die PSV Eindhoven und unseren deutschen Konkurrenten aus Hoffenheim, werden wir ein tolles Turnier veranstalten. Wer also Lust auf richtig guten Sport und etwas anderen Fußball hat, ist sehr herzlich eingeladen, am 7. September in der SoccaFiveArena (Hamburger Straße) in Braunschweig vorbeizukommen.
Der 7. September ist also rot im Kalender markiert! Themenwechsel: Spielt Nachhaltigkeit in Deinem Leben eine Rolle?
Absolut, auch wenn ich mir da durchaus mehr Konsequenz von mir und meiner Familie wünsche. Es ist gar nicht so einfach, wirklich nachhaltig zu sein.
Was hast Du gedacht, als wir Euch bezüglich einer Kooperation kontaktiert haben?
Eure Idee und euer Geschäftskonzept, aus Plastikabfall in den Weltmeeren nachhaltige Sportswear herzustellen, fand ich von Anfang an gleich beeindruckend. Beim Plogging-Start bei euch im Laden zu stehen und eure Produkte auch mal wirklich in die Hand nehmen zu können, das war schon etwas Besonderes und auch sehr beeindruckend. Sowohl eure Firma, als auch die Produkte, sind wirklich gut und ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Sport in einem Shirt von euch macht gleich doppelt so viel Spaß.
Danke dafür! Kanntest Du den neuen Trendsport Ploggen schon, bevor wir uns mit der Idee bei Euch gemeldet haben?
Witzig, dass du fragst. Ich hatte wirklich schon einen Artikel über Plogging im Netz gelesen und war erstaunt, dass es bei uns im kleinen Braunschweig diese Art des nachhaltigen Sports gibt.
Und zum Schluss, Basti, Hand aufs Herz: Von welcher Fußballmannschaft bist Du, neben der Eintracht natürlich, Fan und wer ist dein Lieblingsspieler?
Ganz einfach: vom FC Bayern München. Seit frühster Kindheit bin ich durch meinen besten Freund zum FCB gekommen und dann auch diverse Jahre zu Heimspielen nach München und auch quer durch die Republik und Europa gefahren. Absolutes Highlight war 2001 der Champions League Sieg, den ich live in Mailand erleben durfte. Und vom FCB gibt’s natürlich mehrere gute Spieler... aber gerade von seiner Einstellung her, und das passt vielleicht auch mit der Nachhaltigkeit zusammen, war für mich eines der größten Fußballvorbilder Mehmet Scholl. Aufgrund seiner Entwicklung und auch seines absoluten Kämpferherzens ist immer noch Bastian Schweinsteiger einer der Größten für mich.